Zeitzeugengespräch mit Abba Naor

Zeitzeugengespräch mit Abba Naor

Mit den Worten „Das ist kein Vortrag, ich erzähle meine Geschichte“ eröffnete der 89jährige Zeitzeuge Abba Naor am 23. November 2017 den „Geschichtsunterricht“ an der Berufsschule Fürstenfeldbruck. Keine zwei Minuten nach Beginn seiner Erzählung wurde aus uns vorlauten Jugendlichen eine still lauschende Gemeinschaft.

Naor war erst 13 Jahre alt, als 1941 der Holocaust begann und er mit seinen Eltern und beiden Brüdern die Heimat Kaunas in Litauen verlassen musste. Der erste Halt war die Stadt Vilnius, aber auch hier war der Hass auf Juden schon in vollem Gange.

Mit tausend weiteren Juden kamen Naor und seine Familie anschließend in Ghettos. Naors großer Bruder und sein damalig größtes Vorbild wurde dort auf dem Weg zum Einkaufen erschossen. Der damals 13-Jährige musste auf seinen kleinen Bruder aufpassen, während seine Eltern arbeiteten. Schikane der Befehlshaber und seine beiden Begleiter Hunger und Angst wurde der Junge nicht los.

1944 wurde das Ghetto aufgelöst und arbeitsunfähige Menschen wie Kinder wurden ermordet. Abba Naor gelang es dennoch, seinen kleinen Bruder zumindest übergangsweise zu schützen, indem er ihn immer wieder in einem Kachelofen versteckte.

Die Familie wurde anschließend in das Konzentrationslager Stuttdorf gebracht. Hier musste Naor miterleben, wie seine Mutter und sein kleiner Bruder nach Auschwitz deportiert wurden. Was dort mit den beiden passierte, kann sich jeder selber vorstellen.

Der Junge war nun alleine und wurde zu weiteren Stationen getrieben, wo er unter schrecklichsten Bedingungen leben und arbeiten musste. Die letzte Station war der Todesmarsch vom Konzentrationslager Dachau, den dieser unglaubliche Mensch überlebte.

Am 02. Mai kam dann endlich die Befreiung durch US-Soldaten. Abba Naor traf seinen Vater in einem Lager für Überlebende wieder. Dieser blieb in München, er selbst jedoch zog nach Israel.

All diese Erlebnisse in ein Leben zu packen ist unvorstellbar und nur annähernd das Leid und die Qualen auf ein Blatt Papier zu bringen ist unmöglich. Wenn man eine solche Geschichte hört, lernt man zu schätzen, wie gut es uns allen geht. Menschen wie Abba Naor dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Sie haben unseren Respekt verdient.

Ein herzliches Dankeschön an Abba Naor, der seit über zwanzig Jahren die Kraft findet, in Schulen zu gehen und seine Geschichte weiter leben zu lassen.

 

Maximilian Glas, WG11b